Eines der wichtigsten Glaubensbekenntnisse des Fußballbetriebs ist, dass sich im Laufe einer langen Saison alles ausgleicht. Der Glaube an dieses Prinzip ist das einzige, das die Ungerechtigkeiten des Fußballalltags erträglich macht. Ungewöhnlich ist es jedoch auch für den größten Schicksalsgläubigen, wenn der Ausgleich binnen drei Tagen erfolgt. All das, was am Mittwochabend noch für den FCN lief, lief in Frankfurt am Samstagnachmittag gegen ihn. So war die Niederlage am Ende unglücklich und unverdient und dennoch gibt sie Hoffnung, da sie die bislang beste fußballerische Leistung der Spielzeit darstellte.

Dabei waren bei Anpfiff die Vorzeichen für eine solche Leistung eigentlich nicht gegeben. Frankfurt kommen und das Spiel machen lassen; die Marschrichtung war - wenig überraschend - dieselbe wie in den drei vorausgegangenen Auswärtsspielen. Doch im Gegensatz zu den vorigen Spielen hielt das Abwehrbollwerk nur 17 Minuten. Dann kassierte der FCN das dritte Gegentor aus einer Standardsituation – bei zu diesem Zeitpunkt sechs Gegentoren eine ungenügende Quote.

Entstanden war die Ecke, die Gekas ins Tor köpfte, aus einer hervorragenden Einzelaktion des Frankfurters Schwegler. Der Schweizer hatte Wolf-Vertreter Dominic Maroh mit einer Körpertäuschung in die falsche Richtung geschickt, war in den entstandenen Raum zwischen Maroh und Pinola gestoßen und hatte Schäfer zu einer Parade gezwungen. Es sollte bis zum Frankfurter 2:0 kurz vor Schluss die beste fußballerische Aktion der Gastgeber bleiben.

Denn mit dem Rückstand veränderte sich die Mannschaft des FCN und ihre Spielweise. Aus den vorsichtigen, zurückgezogenen Mäuschen wurden binnen zwanzig Minuten Übergangsphase frei kombinierende, agile, schnelle Raubtiere. Das einzige, das diese Raubtiere in den neunzig Minuten verpassten war das Zubeißen, das Erlegen der Beute. Chancen dazu boten sich vor allem in der zweiten Halbzeit zur Genüge.

Allein die gemeinsame Großchance von Gündogan und Ekici war so hochkarätig, dass in der Situation eigentlich zwei Tore hätten fallen müssen. Trotz dieser Schwächen im Abschluss waren die beiden Deutsch-Türken die auffälligsten Offensivspieler des FCN. Ihre Leistung machte deutlich, dass ihre Agilität und technischen Fähigkeiten in der normalen taktischen Ausrichtung des Glubb nicht zum Tragen kommen.

Ebenfalls gut zum Tragen kam Jens Hegeler, der Woche um Woche mit einer hohen fußballerischen Beschlagenheit überrascht, die man ob seiner Körpergröße nicht vermuten würde. Außerdem positionierte sich die Leihgabe aus Leverkusen immer wieder richtig, um Bälle zu erreichen und zu verteilen. Zyniker könnten sagen, dass er diese Leistung nicht fortsetzen sollte, da ihn sonst Leverkusen wie Stefan Reinartz vor Ablauf der zwei Jahre zurückholt.

Doch auch die meisten anderen FCN-Spieler spielten auf hohem Niveau im Spiel nach vorne, zeigten Qualitäten, die bislang in dieser Saison ungesehen waren. Umso ärgerlicher war daher die Tatsache, dass diese Leistung komplett ohne Belohnung blieb und man am Ende sogar noch ein zweites Gegentor per Konter kassierte.

Natürlich kann bei einer Niederlage nicht alles rosa, flauschig, superschön gewesen sein, auch in Frankfurt war dies der Fall. Gerade die defensiven Außen ließen immer wieder den Gegnern zu viel Raum, in den sie laufen konnten und auch eine gewisse Unsicherheit bei hohen Bällen war festzustellen. Auch fiel auf, dass dem Glubb momentan eine echte Sturmalternative für die vorderste Spitze fehlt, so dass sich Schieber ohne Hilfe durch einen echten zweiten Stürmer kräftezehrend aufreiben musste.

Dennoch überwiegen trotz der liegen gelassenen Punkte die positiven Aspekte. Die Frage, die nun im Raum steht, bleibt jedoch, ob Dieter Hecking aus dieser offensiv ansprechenden Leistung nun Konsequenzen zieht und das Team in Zukunft offensiver ausrichtet oder ob diese Spielweise nur bei Rückstand zu sehen sein wird. Für beide Ausrichtungen gibt es schlagkräftige Argumente, womöglich werden sich auch diese im Verlauf der Saison ausgleichen.

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