Immerhin noch mal drei Punkte zum Schluss, damit das nach dem desaströsen Saisonstart ausgegebene Saisonziel von 44 Punkten übertroffen. Den Ansprüchen, die der 1. FC Nürnberg hat, genügte freilich weder der Sieg gegen den sicheren Absteiger aus Schwaben, noch die gesamte Saison. Dabei war das Spiel – trotz der minimalen sportlichen Bedeutung – nicht völlig ohne Wert. Es war in gewisser Weise eine kondensierte Zusammenfassung aller Chancen und Risiken für die kommende Spielzeit.

Da war zum einen die Erkenntnis, dass die Defensive immer noch einen gewaltigen Risikofaktor darstellt. Selbst der Tabellenletzte der Liga kam zu einigen Chancen, brachte die Abwehr gerade über die Außen enorm in Verlegenheit. Das lag zum einen natürlich daran, dass mit Javier Pinola der stabilste Verteidiger der letzten Wochen fehlte. Der Argentinier wurde schmerzlich auf der linken Außenbahn vermisst, dafür umso frenetischer gefeiert. Seiner Hoffnung sich in der kommenden Saison wieder zu sehen, kann man sich nur anschließen. Pinola ist nicht nur der letzte Strohhalm in eine bessere Vergangenheit (Raphael Schäfer taugt nicht zur Identifikationsfigur), er hat in den letzten Wochen auch bewiesen, dass er durchaus noch das Niveau für die Zweite Liga besitzt.

Dies konnte man erneut nicht über sein Gegenüber Ondrej Celustka sagen. Dass der Tscheche angeblich vor einer Vertragsverlängerung steht, kann mit den Leistungen des 25-Jährigen nicht erklärt werden. Auch gegen Aalen stand Celustka oft viel zu weit vom Mann weg, ließ zu große Abstände zwischen sich und den anderen Gliedern der Viererkette und brachte zusätzlich auch nach vorne keine Impulse. Es wäre daher ratsamer sich nach einem neuen Rechtsverteidiger umzusehen als Pinolas Vertrag nicht zu verlängern und Celustka zu behalten.

Im Zentrum stabilisierte sich Dave Bulthuis in den letzten Wochen als Innenverteidiger und machte auch gegen Aalen ein solides Zweitligaspiel. Gleichzeitig holte sich der Holländer sein in München geklautes Tor zurück als er nach einer Schöpf-Ecke das 1:0 erzielte. Mit Bulthuis, Hovland, Petrak, Stark und Mössmer hat das Team in der zentralen Defensive eigentlich genug Optionen, um Zweitligaansprüchen zu genügen.

Wenn sie ins Laufen kommt, ist die Offensive des FCN sogar jenseits von Zweitligaansprüchen. Mit Blum, Burgstaller, Schöpf, Füllkrug und Sylvestr hat der Club einen Angriff zusammen, der richtig eingesetzt brandgefährlich sein kann. Wie der richtige Einsatz aussieht, konnte man am Sonntagnachmittag gegen Aalen allerdings erst sehen als die Gäste nach dem Platzverweis gegen Welzmüller dezimiert wurden. Dann bot sich den Angreifern des FCN der Platz, den sie brauchen, um ihr Tempo ausspielen zu können.

Es macht daher einerseits Mut zu sehen, dass der Club Angriffe wie den zum 2:1 fahren kann, es stimmt aber gleichzeitig bedenklich, dass der Club-Sturm dafür Platz bedarf. Platz, den ein Aufstiegskandidat selten bis nie haben dürfte. Erst recht nicht in einer Liga, in der er nach den Entscheidungen des Wochenendes einer der dicksten Fische bleibt. Möglicherweise bedarf es daher auch im zentralen Defensiven Mittelfeld eins Umdenkens. Räume entstehen oft dann, wenn der Ball schnell nach vorne gespielt wird. Die Ballverteiler, die der FCN in seinen Reihen hat, neigen alle dazu den Ball länger zu halten und eher zur Seite als nach vorne zu spielen. Das mag der generellen taktischen Ausrichtung geschuldet sein. Zweifel daran, ob Jan Polak der richtige Mann für ein temporeiches Spiel nach vorne ist, dürfen aber angemeldet werden.

Es bleiben am Ende der Saison daher mehr Fragen offen als Antworten gegeben. Die kommenden 61 Tage, obwohl fußballfrei, dürften die wichtigsten in der jüngeren Vereinsgeschichte werden. Nur ein perfekter Sommer mit guten Transfers und konzentrierter Arbeit lassen sich die Risiken minimieren und die Chancen vergrößern. Was passiert, wenn man zu lange im Moloch der Zweiten Liga steckt, konnte man am Sonntagnachmittag noch aus der Ferne betrachten. Kaiserslautern stolperte erneut kurz vor dem Ziel, geht in die vierte Spielzeit als Zweitligist, obwohl man nie schlechter als Platz Vier abschnitt; der TSV 1860 München muss dagegen um den Klassenerhalt bangen nach elf Jahren Zweitklassigkeit.

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