Der amerikanische Schauspieler Bill Murray hat eigentlich mit dem 1. FC Nürnberg nichts zu tun, dennoch könnten seine Filme als Überschriften für Vieles in der Geschichte des FCN dienen.: Hiroshi Kiyotake war in der letzten Saison sicherlich mehrfach „Lost in Translation“, am Ende jener Saison fühlte man sich ob der Leistungen der Mannschaft ins „Zombieland“ versetzt und in viele Leistungen der letzten zwei Jahre erinnerten an den „Kleinen Horrorladen“.  Für die vergangenen sechs Spiele des Clubs hingegen gilt: „Und täglich grüßt das Murmeltier …“ Es grüßt im Sturm, es grüßt in der Abwehr, es grüßt und verkündet sechs Wochen schlechtes Wetter.

Im Sturm grüßte das Murmeltier dahingehend, dass die Chancenverwertung weiterhin schwach ist. 19 Torschüsse gab der FCN ab, lediglich einer – von Guido Burgstaller nach 34 Minuten – fand den Weg ins Netz. 123-mal schoss der FCN damit in den letzten sechs Partien aufs Tor. Es sprangen dabei lediglich fünf Tore heraus. Dabei waren die Chancen an diesem Freitagabend noch von allen sechs Spielen die schlechtesten. Neben dem Tor waren nur zwei, drei wirklich gute Gelegenheiten zu verzeichnen; Chancensummen, die der Club in den vergangenen Spielen bereits in den ersten Minuten erzielt hatte.

In der Defensive grüßte das Murmeltier dadurch, dass der Gegner einmal mehr den Moment auszunutzen wusste, in dem alle Schwächen der FCN-Defensive gleichzeitig auftraten. Ein langer Ball von Außen, der schlecht verteidigt wurde, da die Abwehr eine Sekunde unkonzentriert war, fand einen Stürmer, der den Ball perfekt traf, welcher so aus der Ferne seinen Weg ins Tor fand. Im Gegensatz zu den letzten Spielen war der Gegner allerdings nicht die deutlich unterlegene Mannschaft. Darmstadt hatte zuvor bereits immer besser ins Spiel gefunden, nachdem sie in der ersten Halbzeit noch deutlich unterlegen waren.

So gesehen ist die Tatsache, dass das Remis gehalten wurde, das Spiel nicht völlig aus der Hand gegeben wurde, fast schon als Fortschritt zu sehen, selbst wenn dies in der Zweiten Liga nicht der Anspruch des FCN sein darf. Der Anspruch des FCN muss es eigentlich sein, dort zu stehen, wo die Gäste nach dem Spiel stehen: Auf einem Aufstiegsplatz. Das Spiel zeigte einmal mehr, dass es in dieser Liga selbst mit einfachen Mitteln nicht unmöglich ist, dort zu stehen. Es bedarf einer eingespielten Mannschaft, die defensiv gut steht und robust zu Werke geht. Natürlich bedarf es auch etwas Glück, Sylvestrs Lupfer über Mathenia hätte an den Weg ins Tor finden können, doch am Ende gilt: Glück erarbeitet man sich auch und allein mit Glück lassen sich lediglich drei Saisonniederlagen auch nicht erklären. Der FCN hat zehn Spiele mehr verloren. Da war nicht nur Pech dabei.

Die Gäste waren auch dahingehend Anschauungsmaterial wie mit geringen Mitteln ein abgestimmter und schlagkräftiger Kader zusammengestellt werden kann. Auffällig war dabei zum Beispiel, dass mehr Feldspieler mit einer Kopfballstärke gesegnet sind als es in einem durchschnittlichen Kader normal ist. Als Torwart Mathenia dann mehrfach unsicher in Richtung hohe Bälle segelte, war deutlich, warum dies der Fall ist, die Feldspieler gleichen eine Schwäche des Torwarts aus. Ähnliche Konzeptionen, die das Auffangen der Schwächen einzelner Spieler durch den Einsatz von anderen Spielern mit Stärken auf diesem Gebiet beinhalten, lassen sich beim Kader des FCN nicht feststellen.

Stattdessen ist der Kader des FCN überdurchschnittlich kopfballschwach und überdurchschnittlich langsam, sowohl offensiv als auch defensiv. Deshalb fängt der Club ungewöhnlich viele Tore aus der Luft, deshalb kann er selbst bei Führungen wenige Konter zu Ende spielen. Außerdem scheint der FCN in der Summe wenige Spieler in seinen Reihen zu haben, die Rückschläge in einem Spiel wegstecken können. Auch am Freitagabend war wieder zu spüren, dass mit dem Ausgleich ein Geist der Niedergeschlagenheit und der Unsicherheit den Spielern in die Glieder fuhr. Ein Geist, den wohl nur Bill Murray vertreiben könnte: Der war schließlich mal Ghostbuster.

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