Vor Wochenfrist hatte Trainer René Weiler bemängelt, dass seine Spieler den Kampf und die Zweikämpfe nicht angenommen hätten. Am Sonntagnachmittag zeigte der Schweizer sich dann äußerst zufrieden darüber, dass der Club ein „athletisches Spiel“ gewonnen hatte.  Das lag nicht allein daran, dass der FCN etwas mehr als 50% seiner Zweikämpfe gewann – in Frankfurt waren es nur 45% – sondern auch daran, dass der Club das physische Spiel annahm und dagegen setzte. Das 3:1 gegen Union Berlin war damit gewissermaßen die Antithese zur Niederlage in Frankfurt und das obwohl im spielerischen Bereich durchaus noch Gemeinsamkeiten zu finden waren. 

 

Gemeinsamkeiten, die vor allem im Spiel nach vorne zu finden waren. Noch viel zu oft gingen Bälle im Spielaufbau verloren, die nicht hätten verloren gehen müssen. Gerade aus Innenverteidigung und defensivem Mittelfeld heraus landeten noch zu viele Bälle beim Gegner, entweder, da sie blind nach vorne geschlagen wurden, oder aber weil die Präzision auch bei kurzen Bällen fehlte. Da Union jedoch über weite Strecken des Spiels nur die Aufbauvariante hoher Ball in Richtung Sebastian Polter kannte, konnte der Club sich meist schadlos halten.

Mehr Erfolg hatte der Ex-Nürnberger mit dem Ball am Fuß. Hier konnte der Berliner Angreifer zwischen Petrak und  Polak durchspazieren und zum zwischenzeitlichen Ausgleich treffen. Dem Anspiel auf Polter war ein leichtsinniger Abspielfehler von Schöpf vorausgegangen, der folgenschwerer hätte sein können, hätte sich Polter nicht nach dem Seitenwechsel seiner Torwartausbildung besonnen.  Da der 24-Jährige aber trotz Berufung in die DFB-Jugendauswahl als Torhüter gegen den FCN nicht als Keeper, sondern als Stürmer der Eisernen auf dem Platz stand, musste auf sein Handspiel im Strafraum ein Elfmeterpfiff folgen. Jakub Sylvestr traf, der Club war in Führung und spielte nun befreiter, wenn auch nicht unbedingt zielstrebiger.

Denn der Club hätte bei konsequentem Ausspielen der Konterchancen – bessere Laufwege, überlegtere Pässe – schon vor der 87. Minute zum 3:1 kommen können.  Als das Tor dann fiel war es allerdings eine feine Koproduktion der eingewechselten Stark und Koch, die Jakub Sylvestr sein zweites Tor des Tages einfach machte.  Eines der wenigen spielerischen Highlights der Partie. Doch eine Woche nach einer Begegnung, die wegen fehlenden Kampfs verloren wurde, ist eine solche Einschätzung durchaus zu verschmerzen, erst recht, wenn sie zu drei Punkten führt.

Ebenso positiv war, dass erneut ein Tor nach einer Eckballvariante fiel. Im Gegensatz zum Spiel in Frankfurt war die Variante etwas ausgeklügelter als ein simples „Flanke auf Kopf“. Angekündigt durch ein an einen Verkehrspolizisten erinnerndes Signal von Alessandro Schöpf kam der Ball flach nach innen, wurde von Sylvestr mit der Hacke auf Guido Burgstaller geleitet, der frei zum Schuss kam. Eigentlich hätte der Ball so schon den Weg ins Tor finden müssen, doch Leistners Rücken war im Weg, so dass es einer missglückten Klärungsaktion von Unions Trimmel bedurfte, um den Ball ins Tor zu befördern. Der Rechtsverteidiger schoss Mlapas ausgetrecktes Bein an und sorgte so für die Nürnberger Führung. Trotz der Zufälligkeit am Ende zeigte diese Variante, ebenso wie einige gute Kopfballgelgenheiten von Bulthuis, dass die Mannschaft an den Standards gearbeitet hat, um ihr Waffenarsenal zu diversifizieren.

Insgesamt also ein Spiel, das – so sah es auch René Weiler – einige Fortschritte ausmachen ließ ohne jedoch große Euphorie zu entfachen. Dafür war das Offensivspiel zu unstrukturiert und dafür ist auch der Abstand nach vorne inzwischen zu groß. Es geht in den kommenden 13 Spielen mit ziemlicher Sicherheit nur noch darum, die Saison unfallfrei zu Ende zu spielen. Der perfekte Zeitpunkt also, um schon für die kommende Zweitligasaison zu planen und über etwaige Umstrukturierungen im Verein zu sinnieren.

 

 

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