Manchmal tut ein Tor der Mannschaft, die es schießt, mehr weh, als der Mannschaft, die es kassiert. Was paradox klingen mag, wurde am Samstag auf dem Rasen des Max-Morlock-Stadions eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der FCN war früh in Führung gegangen und verlor danach komplett den Faden. Das Team ließ sich nach allen Regeln der Kunst zerlegen und lieferte über 80 Minuten eine völlig indiskutable Leistung ab, bei der keiner der Spieler auch nur annähernd Normalform erreichte.

 

Ausgangspunkt der schauerlichen Performance war aber tatsächlich der Führungstreffer des FCN. Ein langer diagonaler Ball von Feulner auf Esswein; der flankte mit dem Außenrist in die Mitte; dort verlängerte Daniel Didavi den Ball gekonnt ins Tor.  Das Tagwerk des Club war mit diesem Treffer vollbracht, mehr kam nicht, außer gefühlt 700 Versuche den Führungstreffer zu kopieren. Sicherlich war es die Marschroute von Trainer Hecking gewesen die Wolfsburger Defensive mit den Diagonalbällen auszuhebeln.

Das 1:0 gab der Analyse des Trainers hinsichtlich der Anfälligkeit der Gäste bei derartigen Bällen auch recht, doch in den 80 Minuten nach dem Tor, konnte dieser Erfolg zu keinem Zeitpunkt wiederholt werden. Es fehlte der Mannschaft der Impuls von innen oder außen die Strategie zu ändern. Stattdessen gesellte sich zu dem offensiven Trauerspiel, eine defensive Unordnung wie in dunkelsten Vorrundenzeiten.

Wahrscheinlich wurde die Abwehr durch die verletzungsbedingte Herausnahme von Philipp Wollscheid und die Einwechslung des noch „angerosteten“ Per Nilsson nach knapp einer halben Stunde geschwächt, doch zu diesem Zeitpunkt stand es schon 1:2 und die Gäste hatten das Spiel binnen zehn Minuten komplett gedreht. Schlüssel zu dieser Wende war neben der hohen Passivität der Nürnberger vor allem die Schnelligkeit der Wolfsburger gewesen:

Vor dem Ausgleich war Marcel Schäfer einen Schritt schneller als Philipp Wollscheid, der Ball schneller als Raphael Schäfer und Mario Mandzukic schneller als Timmy Simons. Zehn Minuten schneller legte war jener Mandzukic gedanklich schneller als Maroh, Helmes schneller am Ball als Wollscheid und der Ball schneller im Tor als Schäfer am Boden. Was sich beispielhaft an den Gegentoren zeigte, setzte sich über das gesamte Spiel fort. Wie schon vor Wochenfrist in Mainz hatte der Club in der Rückwärtsbewegung große Probleme mit Tempo und Geschwindigkeit des Gegners.

Natürlich spielte es auch eine Rolle, dass die Wolfsburger fast jede Chance im Tor unterbrachten, während der FCN in Form von Timothy Chandler zwei Großchancen liegen ließ.  Diese Ausrede darf jedoch an einem Nachmittag, an dem es – im Gegensatz zur Vorwoche – an Gegenwehr, an sichtbarem Willen zum Drehen des Ergebnisses fehlte, nicht gelten. Im Gegenteil, es war eher erschreckend zu sehen, wie schicksalsergeben sich die Mannschaft in die Niederlage fügte.

Immanente Abstiegsgefahr besteht auf Grund des Sechs-Punkte-Abstands nach hinten noch nicht, viele Leistungen wie am Samstagnachmittag darf sich der Club aber nicht erlauben. Womöglich war nach den drei Siegen in Folge und der starken kämpferischen Leistung in Mainz etwas Bequemlichkeit in den Kader eingezogen. Es obliegt nun Dieter Hecking diese den Spielern auszutreiben. Womöglich auch mit personellen Änderungen – sportliche Gründe Javier Pinola in Stuttgart nicht aufzustellen dürfte es zumindest nicht mehr geben.

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