Es fällt in dieser Rückrunde bislang schwer, der Versuchung zu widerstehen und einfach den Spielbericht aus der Vorrunde auszukramen und als den aktuellen zu verkaufen. Denn wie gegen Berlin und Hannover, wiederholte sich auch gegen Dortmund das Drehbuch der Hinrunde: Lange gut mitgehalten, den BVB vor ein paar Probleme gestellt, Chancen zur Führung vergeben, ein torloses Remis in die Pause gerettet. Kurz nach der Pause nach einem Pass in den Rücken der Abwehr ein Gegentor gefangen, danach den Faden etwas verloren ohne aber Auflösungserscheinungen zu zeigen. Kurz vor Schluss das 0:2 kassiert, verloren. Alles wie gehabt. Der einzig gravierende Unterschied zwischen den Spielen war einer von knapp 40 Grad Celsius.


 

Vor dem Spiel war die Kälte noch großes Thema gewesen, während des Spiels und auch danach hatten die meisten Beteiligten gemerkt, dass der gefühlte Unterschied zwischen kalt und schweinekalt nicht allzu groß ist. Natürlich war das Spiel Werbung für einen Fußballkalender, der ans Kalenderjahr angepasst ist, ein großartig anderes Spiel entstand aber nicht aus den Minustemperaturen. Die Marschroute des FCN war klar, schnelles Stören des Gegners, den Dortmundern wenig Entfaltungsraum für das schnelle Kombinationsspiel geben. Dies gelang in den ersten zwanzig Minuten des Spiels mehr als nur ordentlich. Der FCN war die eindeutig aktivere und bessere Mannschaft und kam dementsprechend zu vier Großchancen.

 

Bei diesen zeigten sich jedoch wieder die beiden großen Probleme des FCN in diesem Jahr. Nur eine dieser Torchancen war aus dem Spiel entstanden, Tomas Pekhart war von Daniel Didavi – in dessen bester Aktion des Abends – freigespielt worden und dann freistehend vor dem Tor an Roman Weidenfeller gescheitert. Die anderen drei Chancen durch Maroh, Simons und erneut Pekhart entstanden nach Ecken von Adam Hlousek. Der Tscheche bewies damit einmal mehr seinen potentiellen Wert für die Mannschaft, seine Standards sind von einer Qualität, wie sie sonst in der Mannschaft keiner besitzt. Seine späte Reaktion beim Führungstreffer der Gäste zeigt jedoch auch, dass er wahrscheinlich besser als linker Mittelfeldspieler denn als Linksverteidiger aufgehoben ist.

 

Jenes Führungstor des amtierenden Deutschen Meisters war am Ende nur die logische Vollendung dessen, was nach zwanzig Minuten und den vergebenen Großchancen begonnen hatte. Der BVB kam besser ins Spiel, ließ den Ball schneller laufen und zerstörte damit die Ordnung der Nürnberger Viererkette. Vor der Pause konnte Raphael Schäfer den Rückstand noch mit zwei großartigen Paraden verhindern, nach dem Wiederanpfiff war er gegen Sebastian Kehls Flachschuss dann machtlos. Machtlos war danach auch der FCN, obwohl Dieter Hecking mit den Einwechslungen von Esswein und Chandler für Eigler und Cohen versuchte mehr Druck durch die schnellen Außen zu erzeugen.

 

Diesen Druck konnte der FCN mit wenigen Ausnahmen aber nicht aufbauen, dafür stand die Abwehr der Dortmunder um den überragenden Mats Hummels zu sicher und zu geordnet und dafür war das Vorwärtsspiel des FCN auch zu wenig überraschend und kreativ. Viel zu oft droschen die Innenverteidiger den gerade erarbeiteten Ball wieder in Richtung Dortmunder Hälfte und vergaben so Möglichkeiten zum kontrollierten Spielaufbau. Der fand auch insgesamt zu selten statt. Es wirkte über die gesamte zweite Halbzeit nicht so als würde hinter den Bemühungen ein Tor zu schießen ein konkreter Plan stecken. Mal wurden versucht die Bälle vor dem Verteidiger durchzustecken, mal dribbelte sich Jens Hegeler durch die Mitte, mal wurde der Ball auf engstem Raum am Seitenaus hin und her bugsiert.

 

Dies war selbstverständlich auch der kompakten Abwehr des Gegners geschuldet, die durch ihr schnelles Verschieben nahezu immer den ballführenden Spieler doppeln konnten. Dennoch war beim FCN nie zu erkennen, mit welcher Marschroute außer aggressivem Herangehen, die Dortmunder gestoppt werden sollten.. Der geneigte Zuschauer weiß, dass das in Nürnberg keine Seltenheit, sondern eher die Regel ist, dass alles etwas planlos aussieht.

 

Das muss nicht heißen, dass kein Plan dahinter steckt, es war nur keiner zu erkennen. Gegen den Meister, der aus dem Spiel als Tabellenführer hervorging, mag das entschuldbar sein, schon in der kommenden Woche aber gegen den aktuellen Tabellenletzten, kann dies fatale Auswirkungen haben. Auch die Stimmung , die in Nürnberg immer noch äußerst ruhig ist, könnte dann – trotz Nichtangriffspakt des Trainers mit den Medien – kippen; sie würde sich in diesem Falle der eisigen Kälte des Freitagabends anpassen. Eine Abkehr vom Drehbuch der Hinrunde, die keiner haben möchte.

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