Am Ende blieb sogar Zeit für kleine Sentimentalitäten: Die Dauerverletzten Mike Frantz und Per Nilsson durften in der Nachspielzeit wenige Minuten mitkicken. Vielleicht hätten die beiden auch bei einem anderen Spielstand mitmachen dürfen, das 2:0 für den FCN aber machte die Comebacks der beiden umso süßer. Zentrale Figur des Nachmittags war aber weder Frantz noch Nilsson, sondern Dominic Maroh. Bester Zweikämpfer des Spiels, dazu Torschütze zum 2:0. Der 24-Jährige untermauerte damit seinen Anspruch auf den Stammplatz in der Innenverteidigung und einen neuen Vertrag im Sommer.


 

Maroh stach mit seiner Leistung aus einem allenfalls durchschnittlichen Team des FCN deutlich heraus. Die meisten seiner Mannschaftskameraden wirkten übernervös und fahrig. Die Unsicherheit mag einer Kombination aus Angst vor dem eigenen Publikum wegen des verlorenen Derbys und Respekt vor der neuen taktischen Grundformation geschuldet gewesen sein. Doch diese küchenpsychologischen Erklärungen sind nur zum Teil zielführend. Es bleibt schlicht und ergreifend festzuhalten, dass die Quote der unnötigen Fehlpässe weiterhin enorm hoch ist und gegen einen stärkeren Gegner für gravierende Probleme gesorgt hätte.

 

Da Fußball aber nun kein Spiel der Konjunktive ist und an diesem Nachmittag kein stärkerer Gegner zur Hand war, lässt sich konstatieren: Der Glubb hat den Rückrundenstart und sein 1000. Bundesligaspiel verdient gewonnen. Verdient, weil der FCN wenigstens zwei seiner Torgelegenheiten nutzen konnte; verdient, weil der FCN zumindest ein paar wenige geplante Angriffe zeigte; verdient, weil der FCN defensiv kompakt genug stand. Dies bedeutet nicht, dass die Franken eine Galavorstellung ablieferten, aber sie taten, was getan werden musste.

 

Der Sieg gibt nicht nur mehr Luft zum Atmen in einem Abstiegskampf, der sich schnell zu einem der dichtesten der Bundesligageschichte entwickeln könnte; er gibt auch ein wenig Selbstvertrauen vor den anstehenden schwierigen Freitagsaufgaben. In dieser Hinsicht war es auch wichtig, dass die Spieler und die Anhänger merkten, dass man auch als 1. FC Nürnberg Glück im Spiel haben kann. Ohne Glück wäre Alexander Essweins Schuss zum 1:0 nicht abgefälscht worden, Almog Cohen hätte den Ball in der 66. Minute nicht zweimal von der Linie gekratzt und Roman Hubnik hätte ohne Glück für den FCN den Ball in der 89. Minute ins und nicht neben das Tor gelupft.

 

Natürlich kein allumfassendes Glück, sonst wäre Tomas Pekharts Beinschuss gegen Thomas Kraft nicht an dessen Hacke abgeprallt, sondern ins Tor gerollt. Jene Szene diente nicht nur als Erinnerung, dass man als Nürnberger nicht unbedingt damit rechnen sollte, dass einem das Glück hold ist. Sie passte auch zum eher unglücklichen Auftritt der beiden Nürnberger Sturmspitzen. Weder Eigler noch Pekhart profitierten davon, dass zum ersten Mal in der Saison von Beginn an eine Doppelspitze für den Glubb auflief. Es mag daran liegen, dass beide Stürmer insofern ähnliche Typen sind, dass sie beide von ihrer Physis und ihrem Einsatzwillen leben. Es mag aber auch daran liegen, dass das Heckingsche 4-4-2 ohne "Zehner" die Versorgung der Stürmer zumindest etwas erschwert.

 

Dennoch wäre es interessant zu sehen, wie das gleiche System mit einem Sturmduo Esswein-Pekhart funktioniert, da hier die beiden Stürmer mit ihrer komplett unterschiedlichen Spielanlage voneinander profitieren könnten. Es hätte darüber hinaus den Vorteil, dass eine derartige Formation Alexander Esswein vom eigenen Strafraum fernhalten könnte. so katastrophale Fehlpässe wie vor Lasoggas Großchance nach einer halben Stunde seltener werden dürften. Insgesamt wirkte die neue Formation durchaus wie eine passende Alternative, in jedem Fall erhöht sie die taktische Flexibilität, die Hecking-Mannschaften oft abzugehen scheint.

 

Flexibler wird der 1. FC Nürnberg natürlich auch, wenn noch weitere Akteure ihr Comeback wie Nilsson und Frantz feiern. Schließlich war der Sieg gegen Hertha nur der erste Schritt dahin, dass das 1050. Bundesligaspiel bereits 2013 stattfindet.

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