Beklagt sich am Ende eines Fußballspiels eine Mannschaft über die Schiedsrichterleistung, so kann man sich sicher sein, dass das Spiel nicht zu hundert Prozent zu ihren Gunsten verlaufen ist. Nach der Partie des FCN gegen den VfB Stuttgart lässt sich dies auch für den Club feststellen. Der Stein – oder besser die Hand – des Anstoßes liegt beim Elfmeterpfiff von Markus Wingenbach in der 60. Minute. Der 32-Jährige hatte einen Ball, der an die Hand von Philipp Wollscheid geschossen worden war, als strafbares Handspiel gewertet und so die Stuttgarter zum Ausgleich gebracht. Zwar erzielten beide Teams danach noch einen Treffer, die Debatte nach dem Spiel kreiste jedoch dennoch um den Pfiff.


 

Das Spiel an sich ließ nämlich wenig Spielraum zur Debatte, es fand gerade vor der Halbzeit auf einem mageren Niveau statt. Das lag zum einen daran, dass der FCN die Offensive des VfB in den ersten 45 Minuten ordentlich im Griff hatte, deren Aufbausspiel immer wieder durch aggressives Pressing störte. Zum anderen aber lag es auch daran, dass dem FCN aus dem Spiel heraus in der Offensive wenig gelang. Das wöchentliche Gejammer über die fehlenden Kreativspieler mag den Klang einer kaputten Schallplatte haben, Woche um Woche wird dies aber auch augenscheinlich.

 

Symptomatisch für dieses Defizit ist natürlich, dass beide Tore des FCN aus Standardsituationen resultierten. Standardsituationen, die von Marvin Plattenhardt ausgingen. Der 19-jährige hatte sowohl die Ecke aus der Timmy Simons' 1:0 resultierte, als auch den Freistoß vor Wollscheids 2:1 getreten. Auch sonst zeigte der Pinola-Ersatz sich deutlich verbessert im Vergleich zum Spiel in Wolfsburg. Gleiches galt für viele Glubb-Akteure auf dem Feld, nicht aber für alle. So spielte Jens Hegeler zum Beispiel erneut uninspiriert und füllte seine Rolle als eines der Bindeglieder zwischen Mittelfeld und Angriff ungenügend aus.

 

Nicht nur, aber auch, deswegen hingen die beiden Sturmspitzen Esswein und Pekhart meist in der Luft und kamen kaum zu guten Tormöglichkeiten. Während Esswein diesen Zustand aber durch ein hohes Laufpensum und den Versuch Bälle im Mittelfeld zu holen zu verändern versuchte, blieb Pekhart in seiner gewohnten Rolle in vorderster Front stehen und somit äußerst blass. Der Tscheche erweist sich immer mehr als Stürmer, der zwar mit dem Rücken zum Tor gut einsetzbar ist, nicht jedoch als Knipser oder als Spieler, der den Ball in die Füße gespielt verarbeiten kann. So hatte der 21-Jährige im gesamten Spiel nur eine Torchance: Ein Kopfball nach einer Ecke von Plattenhardt.

 

Der schwachen Leistung der vordersten Sturmspitze passten sich viele Spieler im Verlauf der zweiten Halbzeit an, so kam der VfB immer besser ins Spiel, ohne sich jedoch wirklich zwingende Torchancen herauszuspielen. So gesehen waren die Tore der Gäste tatsächlich überraschend und der Punkt für die Schwaben am Ende tatsächlich, wie einige Kommentatoren meinte, glücklich. Dennoch machte der FCN nach der Pause zu wenig, stellte sein Pressing fast komplett ein und brachte zu selten Ruhe ins eigene Aufbauspiel.

 

Ein ums andere Mal verloren die Glubberer einen gerade erst eroberten Ball sofort wieder. So gab es für das Team in der Rückwärtsbewegung kaum Verschnaufpausen und womöglich fielen die beiden Gegentore dann eben auch deshalb, weil die Konzentration in er Defensive über so lange Zeit hoch gehalten werden musste. Anders als durch Konzentrationsschwächen lässt sich nämlich die Tatsache, dass beim 2:2 gleich zwei Stuttgarter völlig frei am langen Pfosten auftauchen konnten.

 

Auch die Szene, die zum umstrittenen Elfmeter führte, war eine, in welcher der Ball eigentlich schon hätte geklärt sein können. Die generelle und allgemeine Hektik der Nürnberger Defensive aber verhinderte dies und so konnte der Ball an Philipp Wollscheids Hand landen. Dies steht außer Frage, das Spielgerät und die Hand des Verteidigers berührten sich. Absicht oder unnatürliche Armhaltung oder sonstiges, was in den Statuten des DFB ein Handspiel strafbar macht, war jedoch nicht zu erkennen. Es war also eine Fehlentscheidung. Eine Fehlentscheidung, die das Spiel entscheidend beeinflusst hat.

 

Neben des gefühlt unendlichen Pechs des FCN mit Schiedsrichterleistungen lässt sich aber auch etwas anderes aus dieser Situation auslesen. Derartige Entscheidungen gehen vor allem dann gegen einen, wenn man unten mitspielt. Genauso gewinnt man auch nur dann ein Spiel, indem der Gegner kaum aufs Tor schoss, nicht, wenn man sein Augenmerk auf den Tabellenkeller richten muss. Ebenso geht man nur dann aus zwei Heimspielen mit fünf eigenen Toren nur dann nicht als Sieger vom Platz, wenn es in Richtung Abstiegskampf geht.

 

Es ist natürlich noch zu früh in Panik zu verfallen, auch weil im Vergleich zu den Spielen in Wolfsburg und gegen Mainz aller Kritik zum Trotz eine Leistungssteigerung feststellbar war. Die altbekannten Probleme jedoch sind nicht abgestellt, sie werden bis zur Winterpause auch nicht behebbar sein. So müssen irgendwie bis dahin noch acht Punkte aus sieben Spielen geholt werden, es wäre traumhaft drei der acht am kommenden Wochenende zu holen, wahrscheinlich ist es aber nicht.

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